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III

Meiner Geige

 

Du braunes Holz, behutsam leg'
Ich meine Hand an deine Wände
Und prüfe Wirbel, Brett und Steg,
Ob ich kein neu Geheimnis fände.

Oft, wenn du glänzend von der Wand
Mich anblickst, scheint in dir zu rasten
Ein Ton, den noch mein Spiel nicht fand,
Den Menschenhände niemals faßten.

Oft auch beginnst du heimlich zart
In meinem Griffe zu erwarmen,
Als läg' ein Freund seltsamer Art,
Ein Lieblingsfreund mir in den Armen.

Komm her! Sei noch einmal dem Drang
Der Schwermut so wie einst zu Willen,
Da du mir tröstend nächtelang
Die heiße Jugend halfest stillen!

Da war mein ängstlich fernes Ziel:
So, wie ich's heut vermag, zu geigen . . .
O wäre mir und meinem Spiel
Noch jene keusche Jugend eigen!