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Triebe nährte jeder Atemzug die kläglichste Ernüchterung. Das Fleisch der kleinen Matzke schien ihm überhitzt und verwelkt, es duftete unklar und verdächtig. Ihr Haar und ihre halbnackte Büste fühlten sich feucht an, ihre Oberarme, deren Transpiration durch die Fettschminke hindurchsickerte, klebten an seinen Wangen. Sie hätte sich waschen sollen, meinte er. Übrigens hatte er selbst im Munde einen üblen Geschmack, den er vergebens hinunterzuschlucken trachtete.

„Was fange ich übernächtig und verkatert mit solchem Abenteuer an?“ fragte er sich.

„Ich finde das Geschöpf einfach widerwärtig,“ setzte er hinzu. Doch zugleich dachte er an Türkheimer, und er richtete sich stolzer auf.

„Er soll sehen, wen er vor sich hat!“

Dann fielen ihm Adelheid und Köpf ein. Es wurde ihm ganz fröhlich zu Mute.

„Hierbei brauche ich nicht zu fragen, wen ich denn betrüge. Warte mal, ich betrüge Türkheimer, ich betrüge Adelheid, ich betrüge Köpf und betrüge die kleine Matzke, die mich mit ihm verwechselt. Oder hält sie mich jetzt allen Ernstes für den Märchenprinzen?“

Er wiederholte, und diesmal mit Entschiedenheit:

„Warum nicht?“

Liebling, der sich als der Letzte, in überraschend strammer Haltung entfernte, nickte ihm leicht mißbilligend, doch verständnisvoll zu. Der Diener Friedrich schaute zweifelnd nach seiner Herrin aus, aber Frau Kalinke, einen Finger auf den Lippen, schob ihn unter dem heimlichen Knistern ihres Atlaskleides zur Thür

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