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§ 121. 122.]
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Lenierung der Verschlußlaute.

Aus diesem Schwanken erklärt sich wohl die völlige Ver­mischung ver­schiede­ner Verbal­stämme, die mit s an­lauteten und mit ch oder g schlossen. Vgl. todiusgud Wb 12 c 39 und todius­chud 8 a 4 ‘Wecken’, toschid 10 d 18 und tasgid 29 a 13 ‘Nähren’, do·coisgedar Sg 16 b 2 ‘er folgt’ neben dem Simplex ·sechethar. Das Schwanken überträgt sich auf andere Formen wie in­·choise­char ‘das be­zeichnet wird’ Sg 198 a 3 neben in·coissegar Ml 48 a 11.

Über δ hinter s s. § 136.

In Ml ist vereinzelt silbenanlautendes β auch hinter stimm­haften Konso­nanten zu f geworden: oín-chétfaid 53 b 20 (mit t = d), sonst immer cétbaid cétbuid ‘Sinn’ (cét-buith); find­fadach ‘selig’ 56 b 44 (find-beth-ach). Selbst im Wort­anlaut amal fid ‘gleich als wäre’ 34 b 11, 37 b 22 für bid. Vgl. hinter Vokal ciafa 36 a 32 für cía ba ‘obgleich du bist’.

Daß es sich nicht um Schreibfehler handelt, zeigt mittelir. cétfaid neuir. céadfaidh.

122. 2. Spiranten vor andern Konsonanten erleiden auch ver­schiedene Ver­änderun­gen:

a) In alten Gruppen sind die Spiranten ch, γ, δ zwischen einem Vokal und r, l, n ge­schwunden, ebenso th vor l und n; ein vorher­gehender kurzer Vokal wird dabei gedehnt. Für achr erscheint mit sonder­barer Umfärbung ér, wie das sichere Beispiel dér ‘Träne’ altbreton. dacr gr. δάκρυ got. tagr zeigt; dagegen altes aγr ist zu ár geworden, s. u. Für achl achn fehlen un­zweifel­hafte Belege; viel­leicht tál ‘Axt’ zu ahd. stahal ‘Stahl’, áil ‘passend, erwünscht’ aus *pak-li- zu got. fagrs ‘passend’ (oder aus *adli‑? vgl. adas ‘passend’).

Im übrigen vergleiche man z. B.

chρ: du·air-chér ‘ich habe losgekauft’ Arm. 186 a 1 aus *‑chechr, Prät. zu cren(a)id ‘er kauft’.

chλ: mu(i)nél ‘Hals’ kymr. mynwgl mwnwgl (mit g aus k), ·cúal(a)e ‘er hörte’ wohl aus *cochlou̯e *cuchlou̯e.

γρ: úar ‘kalt’ aus *ogr kymr. oer gall. Ogroni . . (Monats­name); ár ‘Nieder­lage’ aus *agr altbreton. air, vgl. gall. Uer-agri (gr. ἄγρα?).