Correspondenz-Karte

Correspondenz-Karte by Antonio Chizzali
ladin fodom
grafia moderna

An Hochwürdigen Herrn Cyprian Pescosta350 Graf Künigl’schen Propstei = Kaplan auf Schloß Ehrenburg e. p. Kaltenhaus.

Pusterthal.

Caro Sior Ciprian!

No son miga stà in Ampez a la Messa noela del preve de chi De Pol. Invece vade po a chela del vost neò a Corvara, se sti dì no ven fora valc impediment. In domenia che ven, dalle ott e mesa da doman partirai cola ferata e ‘ncora in chela sera, spere de ruà a Ortisei. Possibile, che dut el lunes non sone bon de fà la mont de Ferara! Son vegnù vege, savè, sior Ciprian; voi ben scomete, che no me cugnessè pì can che me vedarè ‘l dì de la Madona de la Nef ‘n te chela gran gesia senza quart, a Corvara. Eh, bogna avè pasienza; no se pol fa auter, che tirà avanti fin che l’è possibol, e po sarà chel che Dio vol. Voi, sior Ciprian, sibenche avè valgugn mes pì de mi su la schina, siè ‘n toc pì svelt e pì gaiard de mi; avè meffo ‘n natural pì forte, e bel e da picco in su sievà sempre coi pi bisari dei nos compagn. Aveo po ben mettù orden par chel affar de se cordà con sti diversi siori, preve e frate, in quanto a regolà i dialeti dei nos pais, e de scrive pulito le parole marebane, badiote, gherdenere, fodome e ampezzane? Sarave ora granda; donca spazzeve e cordeve finalmente.

Schwaz 29 – 7-79. Tonin Bonagrazia

Lieber Don Ciprian!

Ich war nicht auf der Primiz des Priesters [Pietro Alverà] De Pol in Ampezzo. Ich werde hingegen zu jener Eures Neffen [Giovanni Pescosta] in Corvara gehen, wenn in diesen Tagen nicht etwas dazwischen kommt. Nächsten Sonntag werde ich um halb neun Uhr früh mit der Bahn aufbrechen, und ich hoffe noch am selben Abend nach St. Ulrich zu gelangen. Es ist möglich, dass ich es Montag nicht schaffen werde, das Grödnerjoch zu überschreiten! Sie müssen wissen, Hochwürden Ciprian, ich bin alt geworden; ich könnte schwören, dass Sie mich nicht wieder erkennen werden, wenn Sie mich am Tag zu Maria Schnee [am 5. August] in der großen Kirche ohne Dach in Corvara351 sehen werden. Ach, man muss Geduld haben; es bleibt einem nichts anderes übrig, als weiter zu machen, solange es möglich ist, und dann geschehe, was Gott will. Sie, Hochwürden Ciprian, wenn Sie auch ein paar Monate mehr als ich auf dem Buckel haben, sind um einiges flinker und kräftig als ich; Sie haben einfach ein stärkeres Naturell und sind schon von Kindheit an immer mit den ausgelassensten unserer Freunde zusammen gewesen.

Haben Sie Ordnung gemacht mit jenen Herrn Priestern und Patres in jener Angelegenheit bezüglich der Regulierung der Dialekte unserer Dörfer und der richtigen Schreibweise der Wörter auf Ennebergisch, Gadertalisch, Grödnerisch, Buchensteinisch und Ampezzanisch? Es wäre höchste Zeit; beeilt euch also und einigt euch endlich. Schwaz, 29. Juli 1879 Tonin Bonagrazia