I miei 6 agn de guera 1914 – 1918

I miei 6 agn de guera 1914 – 1918 (1908)
by Felize Lezuo
Ladin fodom
166774I miei 6 agn de guera 1914 – 1918 — Ladin fodom1908Felize Lezuo

El nost regiment é sta destinà da jì en te Galizia sui Carpazi. Iló l’é stat combatù de gran batalie. En te una de cheste incia el nost Regiment IIIo Kaiserjäger l’é stat dezimà. La mia compagnia à pardù la gran part dei soldadi. Sion restai in vita de 3 o 4. Mi m’ai scondù sot valgugn morc ite. I Russi caminava sora i morc e i ferii fora e con la baioneta sul sciop i copava che eva stai ferii. Mi e en valgugn de auter che sierane per miracol restei vif sion levai su s’on despoie la ciamisa e con chesta sula ponta del sciop (come bandiera biencia in segn de resa) sion jui incontra a chi Russi che n’à fat prijonier (ladinische Übersetzung von → Alessio Lezuo de Bagot).


Unser Regiment wurde nach Galizien in die Karpaten geschickt. Dort wurden große Schlachten geschlagen. In einer dieser Schlachten wurde auch unser III. Kaiserjägerregiment vernichtet. Meine Kompanie hat fast alle Soldaten verloren. Nur zu dritt oder zu viert haben wir überlebt. Ich habe mich unter einigen Toten versteckt. Die Russen schritten über die Toten und Verletzten hinweg, und mit dem Bajonett auf dem Gewehr töteten sie die Verletzten. Ich und einige andere, die wie durch ein Wunder am Leben geblieben waren, sind aufgestanden und haben unser Hemd ausgezogen. Mit diesem auf der Gewehrspitze (wie eine weiße Fahne als Zeichen der Kapitulation) sind wir den Russen entgegengegangen, die uns gefangen nahmen.

(In den Lagerbaracken in Sibirien) En dì inanter i aute l’é vignù na femena con na piedena piena de bona roba da magnè, duc a auna sion sautai permez per se binà valch. Chela ela che portava la piedena dal gran sburlà de noi prijonier é tomada e é stada pestada sot e dala gran bote e feride e prest darè morta senza ester stada bona da levà su e se salvà la vita. […] Per ve contà encora valch de ce che chel gran fret feva, voi ve dì che canche rompiva ite chel fret en te en colp de 40° fin a 50° gradi i corf che sgolava en te l’aria, per jì a se zercè valch da magnè, tomava jù morc giazei da chela temperatura. Chest pos vel contà parcè che ai podù l’oserva coi miei voge (ladinische Übersetzung von → Alessio Lezuo de Bagot).

Eines Tages ist eine Frau mit einer großen Schüssel voll guter Speisen gekommen. Wir sind alle zusammen auf sie los gelaufen, um auch etwas zu ergattern. Durch unser heftiges Schubsen ist die Frau mit der Schüssel hingefallen und zertrampelt worden. Bald darauf ist sie an den schweren Verletzungen gestorben, ohne noch einmal aufstehen zu können und sich zu retten. […] Um noch etwas zu erzählen, was die große Kälte anrichtete, will ich euch sagen, dass wenn die Kälte plötzlich um bis zu 40° oder 50° Grad einbrach, die Krähen, die am Himmel flogen, um sich etwas Essbares zu suchen, tot herab fielen, erfroren wegen jener Temperatur. Das kann ich euch erzählen, denn ich habe es mit eigenen Augen gesehen.