„Ich dachte, weil es hier schon so dunkel ist … Das sind ja bloß Lumpensäcke und Heizungsrohre.“ Und sie verzog das Gesicht. Diederich jagte die Arbeiterinnen empor, die trotz der Betriebsordnung sich auf den Säcken ausruhten. Mehrere, kaum, daß die Arbeit fortgelegt war, strickten schon, andere aßen. „Das könnte euch passen“, schnaubte er. „Wärme schinden auf meine Kosten! Raus!“ Sie standen langsam auf, ohne ein Wort, ohne Widerstand in der Miene; und vorbei an der fremden Dame, nach der alle dumpf neugierig den Kopf wandten, trabten sie in ihren Männerschuhen hinaus, schwerfällig wie eine Herde und umgeben von dem Dunst, worin sie lebten. Diederich behielt jede scharf im Auge, bis sie draußen war. „Fischer!“ schrie er plötzlich. „Was hat die Dicke da unterm Tuch?“ Der Maschinenmeister erklärte mit seinem zweideutigen Grinsen: „Das ist nur, weil sie was erwartet“, — worauf Diederich unzufrieden den Rücken wandte. Er belehrte Guste. „Ich glaubte, ich hätte eine erwischt. Sie stehlen nämlich Lumpen. Jawohl. Sie machen Kinderkleider draus.“ Und da Guste die Nase rümpfte: „Das ist doch zu gut für die Proletenkinder!“
Mit den Spitzen ihrer Handschuhe hob Guste einen der Fetzen vom Boden. Plötzlich hatte Diederich ihr Handgelenk gefangen und küßte es gierig, im Spalt des Handschuhs. Erschreckt sah sie sich um. „Ach so, alle Leute sind schon fort.“ Sie lachte selbstsicher. „Ich hab’ mir doch gleich gedacht, was Sie jetzt noch in der Fabrik zu tun haben.“ Diederich machte ein herausforderndes Gesicht. „Na und Sie? Warum sind Sie überhaupt gekommen heute? Sie haben wohl gemerkt, daß ich doch nicht so ohne bin? Freilich Ihr Wolfgang —. Jeder kann sich nicht so blamieren wie er, neulich vor Gericht.“ Darauf