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Sünderin Magdalena, Diederich das Lamm mit dem Hirten; er war nicht zufrieden. „Ich will auch eine Sünderin.“ Käthchen suchte, fand aber keine mehr. „Also bleibt es bei dem Schaf“, entschied sie, und man zog ab, Käthchen in der Mitte eingehängt. Ruckweise und in weitem Bogen schwenkten alle drei sich durch die schlecht beleuchtete Gäbbelchenstraße dahin, wobei sie ein Kirchenlied sangen, das Käthchen angestimmt hatte. An einer Ecke erklärte sie, eilen zu müssen, und verschwand in der Seitengasse. „Adieu Schaf!“ rief sie Diederich zu, der ihr vergeblich nachstrebte. Jadassohn hielt ihn fest, und plötzlich nahm er seine staatserhaltende Stimme an, um Diederich zu überzeugen, daß dies alles nur ein zufälliger Scherz sei. „Es liegt durchaus nichts Mißverständliches vor, das möchte ich feststellen.“

„Ich denke nicht daran, hier etwas mißzuverstehen“, sagte Diederich.

„Und wenn ich“, fuhr Jadassohn fort, „den Vorzug hätte, von der Familie Zillich für eine nähere Verbindung in Aussicht genommen zu sein, dieser Vorfall würde mich keineswegs abhalten. Ich folge nur einer Ehrenpflicht, wenn ich dies ausspreche.“

Diederich erwiderte: „Ich weiß Ihr korrektes Verhalten voll und ganz zu würdigen.“ Darauf schlugen die Herren die Absätze zusammen, schüttelten einander die Hände und trennten sich.

Käthchen und Jadassohn hatten beim Abschied ein Zeichen ausgetauscht; Diederich war überzeugt, sie würden sich gleich jetzt wieder im „Grünen Engel“ zusammenfinden. Er öffnete den Winterrock, ein Hochgefühl schwellte ihn, weil er eine bösartige Falle aufgedeckt und sich streng kommentmäßig aus der Sache gezogen hatte. Er empfand eine

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