von den Spöttern, die entzückt waren. Um eine Katastrophe abzuwenden, beantragte der Pastor bei der Polizei die Beseitigung des Übels, stieß aber auf einen Widerstand, der nur erklärlich schien, wenn man gewisse Zusammenhänge annahm zwischen der Villa von Brietzen und den höchsten Stellen der Stadt. An der irdischen Gerechtigkeit nicht weniger als an der göttlichen verzweifelnd, schwor der Vater, das Amt des Richters selbst zu übernehmen, und wirklich sollte er eines Nachmittags, als sie noch im Bette lag, die verlorene Tochter einer Züchtigung unterzogen haben. Nur der Mutter, die ihm, alles ahnend, gefolgt war, verdankte Käthchen ihr nacktes Leben, wie die Gemeinde behauptete. Der Mutter sagte man eine verwerfliche Schwäche nach für die Tochter in ihrem sündigen Glanz. Was Pastor Zillich betraf, so erklärte er von der Kanzel herab Käthchen für tot und verfault, wodurch er sich vor dem Einschreiten des Konsistoriums rettete. Mit der Zeit verstärkte die ihm widerfahrene Prüfung seine Autorität … Diederich seinerseits kannte von den Herren, die an Käthchens Lebenswandel mit Einlagen beteiligt waren, offiziell nur Jadassohn, obwohl Jadassohn von allen die kleinsten Einlagen machte, Diederich vermutete sogar, gar keine. Jadassohns Beziehungen zu Käthchen lagen eben, noch von früher her, als Hypothek auf dem Unternehmen. So nahm Diederich keinen Anstand, die Sorgen, die es ihm machte, mit Jadassohn zu besprechen. Die beiden rückten am Stammtisch in der Nische zusammen, die die Inschrift trug: „Was einem Mann zur Lust ein minnig Weiblein brät, gar wohl gerät“; und mit der gebotenen Rücksicht auf Pastor Zillich, der nicht weit davon über die christlichen Kanonen handelte, besprachen sie die Angelegenheiten der Villa von
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