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ein weibliches Ungeheuer von rotem, lauem Fleisch und gleißenden Fettwölbiingen. Sie bog die Schenkel in einem plumpen Tanze, preßte die Hände unter die überquellenden Brüste und lachte, breit, blond, mit zurückgeworfenem Kopf, geblähtem Halse und feuchten, dicken Lippen. Sie war auf die herabbröckelnde Kalkwand gemalt, und zu ihren Füßen stand in großen Lettern: „Das Ideal“.

Von der Gliederpracht dieser beiden stummen Geschöpfe flankiert, bevölkerten drei Männer den Raum: der starke Zwerg an seiner Staffelei, ein Schwarzer, Schmaler reglos in einem Winkel, und ein gut gewachsener, junger Mensch vor der weiten, blauen Fensteröffnung. Er nahm die Hände aus den Hosentaschen, die Cigarette aus dem Munde und ging den Besucherinnen entgegen.

„Bester Jakobus,“ sagte die Blà, „man kommt, um sich zu überzeugen, daß Sie von Ihrer Größe noch nichts verloren haben. Sie sind inzwischen halb verschollen.“

„Nicht meine Schuld. Habe zu viel gearbeitet, oder vielmehr zu viel verkauft.“

„Um so besser. Meine Freundin will sehen, was Sie malen. Violante, ich stelle dir Herrn Jakobus Halm vor.“

Der Maler verbeugte sich kaum. Er zuckte die Achseln. Die Herzogin betrachtete ihn erstaunt. Er erging sich in ruhelosen Gebärden, seine Haut war gelblich braun und trocken, reiches, braunes Haar rollte wellig in die helle, faltenlose Stirn. Auf seinen magern

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