Sie mietete ein Zimmer, das ärmste, billigste, das zu finden war, und in dem Augenblick, da sie es betrat, schwur sie sich, nur gegen den Palazzo Malfigi werde sie es vertauschen. Sie stellte sich diese Aufgabe als Buße ihrer Einfalt, je schwerer sie war, desto schauerlicher die Wollust der Anspannung. Eine mittellose Frau, nicht mehr ganz neu angezogen, ohne einen einzigen Bekannten in dem gierigen Gewimmel der Hauptstadt — und nahm sich vor, bis in ihre begehrteste Mitte vorzudringen und eine ihrer Herrinnen zu werden. Sie besuchte das Parlament und ließ sich den Abgeordneten Malfigi zeigen. Es war ein halber Greis von fünfundfünfzig, etwas lächerlich zurechtgestutzt. Er redete auch und machte ein paar Witze über die Priester. Frau Camuzzi mußte an den Advokaten Belotti denken, den großen Freigeist ihrer kleinen Stadt, der den Pfarrer Don Taddeo bekämpfte, aber gleich dem letzten alten Weib an die Evangelina Mancafede glaubte, die Unsichtbare, die aus ihrem dunklen Winkel hinter dem Turm nie hervorkam und dennoch alle Schicksale der Stadt kannte, noch bevor sie eintraten. Die Kammer und ihre Redeschlachten schienen ihr ein vergrößertes Abbild des heimischen Marktplatzes. Wenn zu Hause der Baron Torroni durchaus nicht wollte, daß der Wirt Malandrini zum Stadtverord-