Kleidern und Schmuck, für künftig, wenn sie reich sein würden, wenn seine Ersparnisse den Nutzen getragen haben würden, auf den er sann. Es kam unbemerkt, sie war damals zwanzig — und als er es dann doch sah, wie gern sie jetzt ihren bescheidenen Tand trug, begriff er noch immer nicht, daß etwas vorging. Ihre Kopfhaltung machte ihn aufmerksam, das freiere Auftreten, die erwachte Anmut und dann dies Lächeln, das stolz einlud: „Sieh doch!“ Was er aber sah, ward dem Bruder nicht früher klar, als bis er Fremde es nennen hörte. Sie sagten: „Die Änne Scheibel ist aber schön geworden.“ Er hörte es und ward von einer solchen Freude erfaßt, daß er in der winterlichen Straße plötzlich eine laue Luft spürte und Rosen roch. Beim Betreten des Hauses fand er endlich Worte. „Jetzt haben sie es heraus!“ sagte er. Jetzt sahen alle ihre wahre Natur, und nicht mehr
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