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„Ah! reden wir ein wenig von ihr. Der Schlächter Cimabue weiß manches von ihr.“

„Hat er sie geschlachtet?“

„Er hat ihr so viel Filet geschickt, daß sie eine dreitägige Indigestion davon haben wird, — und wer hat es geholt? Niemand anders als die Schwester des Advokaten Belotti.“

Der Sekretär spreizte die Hände.

„Ich glaube nicht daran. Der Advokat ist ein Prahlhans, ein Kapitän Spavento. Nie ists ihm gelungen, eine Frau zu verführen: alles bloß Erfindungen.“

Polli und der Apotheker hoben die Arme.

„Wenn doch die Andreina in Pozzo ein Kind von ihm hat!“

„Ein Kind vom Advokaten, das wird die Welt nie sehen,“ — und Camuzzi strich mit einem Finger alle Hoffnung fort. „Ah, man stelle sich vor: ein Kind vom Advokaten.“

„Schon?“ fragte der Leutnant Cantinelli, der grüßte. „Bisher steht nur fest, daß der Junge vom Konditor Serafini ihnen Gefrorenes hingetragen hat. Der Advokat hat ihm selbst die Schüssel abgenommen, und der Junge konnte erkennen, daß er unter seinem Schlafrock nichts anhatte. Im Hintergrunde aber schlüpfte die Komödiantin vorbei, und sie hatte noch weniger an.“

„Ah! der Advokat.“

„Orgien: wie ich euch sagte!“ — und der Apotheker schlug zwischen die Tassen. Der Kaufmann Mancafede ward auf seinem Stuhl immer unruhiger. Er erhob die Stimme.

„Ich weiß mehr als ihr alle. Meine Tochter hat mir gesagt, wie oft die beiden —; wie oft der Advokat sie —: ihr versteht mich.“

Der Sekretär lehnte es mit der Hand ab, zu verstehen; Polli aber, der Leutnant und der Apotheker sahen sich an, röter und röter, — und auf einmal entließen sie mit Geknatter die

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