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„Bravo, Advokat!“ sagte der Cavaliere Giordano.

„Er hat gut gesprochen“, bestätigte Gaddi. Der junge Savezzo setzte hinzu und schielte auf seine Nase:

„Aufklärung, Fortschritt und Blüte: wer würde sie uns herbeiführen, wenn nicht der Advokat es täte!“

Und der Advokat konnte, mit strenger Miene, die Glückwünsche der Bürger entgegennehmen. Auch Italia hatte ein Gesicht voll Würde bekommen und ließ den Blick, Anerkennung fordernd, um den Tisch gehen. Wie der letzte der Jungen, heulend und die Hand am wehen Körperteil, herbeihinkte, holte der Advokat ihn zum Tisch und tröstete ihn entrüstet, Italia steckte ihm Zucker in den Mund. Der Gemeindesekretär betastete seine elegante Krawatte, begann seinen Klemmer zu wischen und sah mit Fischaugen darein. Um nicht ganz vernichtet zu erscheinen, knüpfte er mit den Komödianten an.

„Nicht, daß ich ein Duckmäuser oder Obskurant wäre: aber ich liebe das Prahlen nicht. Denn dem Anschein zum Trotz, glaube ich nicht, daß der Advokat eine Frau erobert hat, weil ich an keinen seiner Erfolge glaube; weil ich nicht glaube, daß bei uns irgend etwas geschieht oder geschehen kann.“

Der junge Savezzo murmelte und schielte gelb:

„Es könnte immerhin manches geschehen, aber man dürfte nicht auf den Advokaten warten. Man dürfte nicht erwarten, daß gewisse Familien, unter Ausschluß aller übrigen, das Genie hervorbringen.“

Unter dem spöttischen Blick des Sekretärs vergaß er sich:

„Man schmeichelt hier Unfähigkeiten; auch ich muß ihnen schmeicheln; und Talente, die für das öffentliche Leben unschätzbar wären, gehen verloren in kleinen Geschäftskabinetten, in irgendeinem Hinterhaus.“

„Zum Beispiel in dem Ihres Vaters?“ fragte der Sekretär.

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