„Niemand sang doch ,Sieh, Geliebter, unser umblühtes Haus‘ so gut wie Livia Damanti“, sagte er und schöpfte Atem.
Flora Garlinda lächelte.
„Sie finden?“
„Sie hatte so viel Gefühl.“
Flora Garlinda krümmte die Lippe.
„So drücken die Dilettanten sich aus, Maestro … Und wann haben Sie die Livia gehört?“
„Letzten Winter“, sagte er rasch und errötete. „In Parma.“
„Sie ist seit einem Jahr in Amerika.“
Und immer mit ihrem reglosen Lächeln:
„Übrigens ist das ,Sieh, Geliebter‘ nicht ihr Fach, denn sie singt Contralto.“
Er hielt die Lider gesenkt und schwieg, plötzlich ganz blaß. Sie zuckte unmerklich die Achseln. Natürlich hatte es ihn gereut, daß er sich heute bei der Probe eine Blöße gegeben hatte, als er sie so fassungslos lobte. Daher diese Erfindung. Er war ertappt, und sein Schweigen genügte: sie sah weg.
„Ich werde mich geirrt haben“, sagte er und schluckte hinunter. „Auch zählt, seit ich Sie gehört habe, das Früher nicht mehr. Das ist die Wahrheit.“
„Wahrheit oder nicht“ — und sie lachte kameradschaftlich, „wir kennen uns schon ein wenig, nicht, Maestro? und wissen wohl, wem jeder von uns die größte Zukunft voraussagt. Denn was denken Sie über sich, Maestro?“
„Über mich? über mich?“ — mit der Hand auf dem Herzen:
„Was kann ich denken? Ich bin ein Dorfkapellmeister, der —“
Der junge Savezzo reichte ihm elegant die Fingerspitzen.
„Maestro, Ihr Ruhm durchläuft die Stadt; bis in mein Studierzimmer ist er gedrungen.“
„Sie sind aber selbst ein berühmter Mann, Advokat“, sagte der Kaufmann Mancafede.