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„Meine besten Jahre hatte ich in Rußland. Um mich in Petersburg singen zu hören, bestellten die Leute telegraphisch Plätze von Moskau aus und von der Krim. Während der ,Gioconda‘ kam der Kaiser zu mir auf die Bühne; und am Abend meiner letzten Vorstellung schickte er eine Militärkapelle vor mein Haus und eine an den Eingang des Theaters. Das alles aber ist nichts, wenn ich mich erinnere, wie es war, als ich zwanzig war. Zusammen mit dem Mustafà und dem Rosati sang ich zu Rom in der Kirche Santa Maria in Vallicella den Sant' Eustachio, ein Oratorium des Maestro Salvatore Capocci: und wie ich fertig war, begannen die Gläubigen wütend zu klatschen und ,bis‘ zu schreien. Die bewaffnete Macht mußte eingreifen und sie beruhigen.“

„Als Sie zwanzig waren“, wiederholte der Kapellmeister.

„Ja“, sagte der Alte; und als sei er allein:

„Es ist nun bald fünfzig Jahre her.“

Der Blick des jungen Mannes streifte hinüber, wo er so lange das Meer und die große Ferne gewußt hatte. War es noch dort? Ihm schien auf einmal unnütz, es zu suchen. Dieser Alte hatte es befahren; er war zurückgekehrt, und was blieb ihm? Er sang hohl und zitternd, vorhin nicht anders als sonst. „Nur das Glück, meine eigene Musik gesungen zu hören, bestach mein Gehör, — und vielleicht wollte ers bestechen?“ Dem Kapellmeister kam der Verdacht, der Cavaliere Giordano habe dieses Zusammensein in der Absicht herbeigeführt, ihn sich milder zu stimmen. „Es ist wahr, ich habe ihn auf der Probe bloßgestellt vor den andern. Welches Elend! Ich durfte das: ich, ein Anfänger, — und seinen Namen kannte eine Welt.“ Er war froh der Dunkelheit, die diesen alten Mann nicht sehen ließ, wie tief er errötet war: über sich, über ihn, über den menschlichen Stolz.

„Ich muß eilen“, murmelte er. „Das Orchester wartet auf mich.“

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