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Haare und das verstörte Liderklappen in seinem kalkigen Gesicht. Die Choristin stieß ihn, laut lachend, an.

„So gehen Sie doch zu Ihrem Papa!“

Darauf verließ er den Balkon. Der Tabakhändler erklärte:

„Das denn doch nicht! Wenn diese Damen anfangen wollen, uns die Söhne zu verführen, dann mag die Kunst zum Teufel gehen.“

Der Advokat warnte vor Übertreibungen; man reize die Instinkte der Zwanzigjährigen, wenn man sie in die Kinderstube sperre. Da erschien Olindo, vorsichtig abgewendet, unter der Tür und schlich dicht an der bauchigen Rundung des Hauses hin.

„Ah! er will entwischen.“

Der Vater mußte aufhüpfen, um den Sohn an den Schultern zu packen. Aus Ehrfurcht machte Olindo es ihm leichter, indem er sich bückte, — und nun schleppte Polli den Besiegten am Rockschoß herbei.

„Ein Hosenmatz, der den Frauen nachstellt! Ein neuer Typus! Jetzt kommen mir auch Vermutungen darüber, weshalb heute die zehn Trabukos verschwunden waren. Sie sind also doch verkauft, und das Geld war wohl für diese Dame bestimmt. Da hast du, da hast du! — und sage zu Hause deiner Mutter, ich ließe sie bitten, dir von derselben Sorte zu geben.“

Mit einem Fußtritt, für den er ihn vorher zurechtstellte, schickte Polli den Sohn von dannen. Erst beim Trocknen des vergossenen Schweißes bemerkte er das Gelächter, das ihn umgab. In das Gebrüll des Apothekers und das Keuchen des Advokaten stießen Kreischtöne vom Ballon. Dem Tabakhändler ward angst.

„Seid vernünftig“, bat er, „und weckt nicht alle Weiber auf. Sie liegen schon halbnackt in den Fenstern. Schickt solche Szene sich für Leute, wie wir sind? Kommt fort!“

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