„Der Advokat ist bei der Jole“, sagte man rundum. „Es ist also wahr … Wie entzückt sie ihn betrachtet! Sie hat den Kopf verloren, die Arme.“
„Signora,“ sagte der Advokat, „ich bin gekommen, um die Huldigung, die dieses Volk mir darbringt, Ihnen zu Füßen zu legen.“
Sie rückte weich den Hals und schielte hinaus, voll Furcht und Begier, daß man sie sehe.
„Hätte ich nur ein Pflaster da“, sagte sie girrend, „für Ihren Finger, der blutet.“
Der Advokat hatte sein Stichwort, er trat vor.
„Mitbürger!“ schrie er, und vor Anstrengung hob er sich auf die Fußspitzen; „der Kampf um die Freiheit hat auch bei uns wieder einmal Wunden gerissen: jetzt wird, wie ihr es verlangt, die Hymne erschallen, die den Helden der Freiheit begrüßte, sooft er —“
„Was denn! Welche Hymne!“ keifte Galileo Belotti.
„Ich brauche keine Hymne!“ rief der Bäcker Crepalini. „Ich brauche eine Loge, für sechs bezahlen und keine Loge!“
„Ihr habt gesprochen, ich kenne meine Pflicht“, schrie der Advokat.
„Nichts kennst du, Buffone!“
Der Advokat fuhr zusammen; auf einmal schien der ganze Saal der Meinung seines Bruders. Sie lachten, sie jubelten böse; da: ein Pfiff … Fahl, mit lautlos plappernden Lippen und eiligen kleinen Dienern, zog der Advokat sich zurück. Die Frau des Arztes sah ihm voll Grauen nach, bis er mit einem letzten Kratzfuß die Tür der Loge schloß.
„Was ist denn geschehen?“ fragte er draußen und wischte sich die Stirn. „Was haben sie plötzlich? Soeben huldigten sie mir doch? Wer steckt dahinter? … Und die Jole, die ich schon zu haben meinte! O treuloses Glück!“