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„Man darf wohl nervös sein, hoffe ich. Ich selbst bin abergläubisch, und jene einzige leere Loge gefällt mir nicht.“

„Ja,“ sagte Savezzo und sah mit breitbeinigem Hohn auf Nello nieder, „sie sind zarter Natur, die Künstler.“

„Man sollte einen Arzt holen“, verlangte der Cavaliere Giordano.

„Aber es ist nichts“, behauptete der Apotheker.

„Man weiß nicht“, meinte der Advokat. „Auch ich habe einmal —“

„Einen Arzt!“ rief Polli, umherfuchtelnd, unter die Arbeiter, die gafften. Laufend erschien der Kapellmeister.

„Was ist geschehen?“ — und er war tief erbleicht.

„Gar nichts“, sagte Gaddi und rüttelte Nello. „Bringen Sie Wasser, Dorlenghi!“

Der Kapellmeister griff sich in die Taschen. Plötzlich warf er sich neben dem Ohnmächtigen auf die Knie.

„Wird er singen können? Sagen Sie nur das eine!“

Er sprang wieder auf.

„Mein Gott, ich bin verloren!“

Der Herr Giocondi stieß den Apotheker in die Seite; dem Advokaten blinzelte er zu.

„Übrigens, Maestro,“ äußerte er, „hat auch die Primadonna sich geweigert, weiterzusingen. Sie schien sehr unzufrieden, wie, ihr Herren?“

Der Kapellmeister blieb stumm, und der Advokat fand es nötig, mit ausgebreiteten Armen hinter ihn zu treten. Aber der Kapellmeister fiel nicht um, er lachte laut auf und begann mit einer Stimme, die man an ihm nicht kannte, zu schreien:

„Wußte ichs nicht? Wußte ichs nicht?“

Gaddi richtete sich von Nellos Schläfen auf, die er rieb.

„Werden Sie nicht schweigen? Merken Sie nicht, daß man

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