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„O Volk!“ murmelte er.

„Weine nicht mehr, Cölestina“, sagte droben der Schuster Dante Marinelli. „Sie konnten nicht länger leben; es ist besser, daß der Piero ein Ende gemacht hat.“

„Aber ist nun etwa sie schuld?“

„Oder er? Es war ihr Schicksal.“

„Und was wird unseres sein, Dante?“

Er umarmte ihre Schultern. Ein Strom Fortgehender ergriff sie. Aneinander gedrängt, verschwanden sie darin.

„Das Theater hat sich geleert“, sagte die alte Frau Mandolini. „Wir können aufbrechen, Orlando, ohne Furcht, daß sie dich stoßen. Nimm meinen Arm: wir sind auf dem Korridor, hier kommt die Treppe.“

„Der Schluß war wirklich aufregend“, sagte die Haushälterin und erwiderte über die Schulter die Blicke der Herren Polli und Giocondi.

„Er war mehr als aufregend“, sagte der Blinde. „Diese Vorgänge, nicht wahr, Beatrice? haben uns tiefer bewegt, als eine Liebestragödie in unserm Dorf, unter unserm Fenster. Warum? Was macht diese Dinge groß?“

„Daß ein Volk sie mitfühlt, Orlando: ein Volk, das wir lieben! Denn es ist noch dasselbe, dem wir unsere Jugend gegeben haben. Hast du gehört, wie sie jenen Unglücklichen anfeuerten, ihr Urteil zu vollstrecken an dem Herrn, dem gelbbärtigen Herrn?“

„Ein Zeichen also!“ rief der alte Literat. „Ein Zeichen für das, was wir getan haben! Aber auch was wir taten, ist nur ein Zeichen, denn immer aufs neue wird die Menschheit Herren zu stürzen haben, wird der Geist sich messen müssen mit der Macht.“

„Wir werden zur Stelle sein.“

Der Alte warf den Kopf zurück.

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