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„Du bist eine Hexe! Ich fürchte mich vor dir.“

Da bemerkten sie, daß sie ganz nahe beim Hause standen. Sie riß sich los; er entwich in den Schatten.

Er hatte kaum das Versteck erreicht, da kehrte sie zurück. Er stürmte ihr entgegen; sie erwartete ihn mit einem flammenden Lächeln; und um ihn aufzufangen, knickte sie ein wenig ins Knie und schnellte wieder auf, wie beim Kommen und beim Sturz einer großen Welle.

„Der Großvater ist gleich nach dem Essen fortgegangen; wir sind allein und frei. Begreifst du es? Begreifst du es?“

„Ah! Wir können uns also auf die Bank bei den Blumen setzen.“

„Die Hyazinthen duften so süß, daß man sterben möchte“, sagte Alba.

„Ich brauche mich nicht mehr hinter euch zu verstecken“, rief er den beiden Figuren auf dem Brunnenbecken zu. „Ihr könnt gehen!“

Er warf dem Knaben einen Stein in den Mund. Der Wasserstrahl brach ab. Ein Schrei.

„Er hat sich nach uns umgesehen! Sie hat geschrien! O Nello, was tust du, wir werden Unglück haben.“

„Du, Alba, hast geschrien: du,“ — und er schloß ihre angsterfüllten Augen an seiner Brust. Ihre Hand erhob sich, weiß langend, nach seinem Kopf; er drückte den Mund in ihre Schulter; und durchtränkt mit dem beißenden, schmerzlich berauschenden Geruch ihres feuchten, halb wahnsinnigen Körpers, erschrak er, weil er hatte spielen können.

Sie begann zu sprechen.

„Sonst, wenn ich am Abend aus der Kirche kam und in unserem schwarzen Hause ein Fenster hell sah, dachte ich: wie lange wird mein Großvater sein Licht noch anzünden, dann brennt meins dort oben, in dem Hause auf der Bergkuppe.

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