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„Und er stellte so schreckliche Fragen, daß es fast schien, er wisse schon alles. Ist er denn ein Heiliger?“

„Nein; aber er wird unter dem Bett gesteckt haben“, schrie der Baron Torroni und lachte dröhnend.

„Und dann befahl er mir, zur Madonna von Loreto zu gehen. Ich werde gehen, sonst bringt es mir Unglück … Aber als ich heute wiederkam —“

„Armes Mädchen, auch sie ist in den Händen der Priester!“ seufzte der Apotheker.

„— da wollte er mich nicht anhören.“

Der Herr Giocondi vermutete:

„Er fürchtet, daß Sie ihn zum besten halten.“

„Er betete in der Sakristei, und seine Augen waren rot wie Kohlen.“

„Der Schlaukopf!“ rief der Wirt Malandrini. „Uns schickt er den Mittelstand auf den Hals, er aber stellt sich, als habe er es nur mit den Heiligen des Paradieses zu tun.“

„Man würde ihn umsonst auf dem Platz suchen, den Heuchler!“ sagte der Advokat, der herzukam.

„Ich störte ihn noch einmal; da —“ und Italia schüttelte sich, „sprang er vom Betstuhl auf wie eine Katze. Welche Furcht! Ich lief, und er mir nach. Er rief, ich solle kommen und beichten. Beim ersten Wort sagte er: ,Genug‘ und erließ mir alles. Ich glaubte, er irrte sich, und fing wieder an. Er aber stöhnte auf eine gewisse Art, daß mir nichts Gutes ahnte, und rasch machte ich mich davon.“

Sie sah alle erschüttert an. Der Advokat erklärte:

„Er wird noch immer in seinem Beichtstuhl hocken, und wahrscheinlich unter der Bank. Ah! keine Gefahr, daß er das Kommando ergreift über das Café ,zum heiligen Agapitus‘.“

Der Gemeindesekretär war dem Advokaten gefolgt.

„Man mag von Don Taddeo denken, was man will,“ sagte

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