Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/354

This page has been proofread.

sogar du, Scarpetta, den ich genährt habe. Wie? Giocondi, du hast das Herz, die Faust gegen mich zu erheben?…“

Er schwieg; denn dahinter fuchtelte auch Polli. Die Hand des alten Acquistapace fühlte sich lockerer an um seinen Arm. Es gab keine Freunde mehr. Der Advokat betrachtete, in einer stolzen Marter, jedes einzelne dieser hundert vom Morgenlicht fahlen Gesichter, bis dahinten, wo im erlöschenden Widerschein des Brandes die letzten durcheinander flossen. Und Jole Capitani, wo war sie? Liebe und Ruhm, wo waren sie? Alles verschlungen von der despotischen Laune des Volkes. Der Advokat bäumte sich. „Ihr hättet eine Schreckensherrschaft nötig!“

In der Nähe wiederholte sein Bruder Galileo den Schrei der Menge:

„Auf die Galeere! Pappappapp, versteht sich, auf die Galeere: wohin denn sonst mit den Buffonen! Er wollte prahlen, er wollte den großen Mann machen, und das bringt ihn nun auf die Galeere.“

Von unten, zwischen den Beinen hervor, rang sich manchmal ersticktes Jammern.

„Alles nur Verleumdung! Der Advokat ist ein —“

„Wie? ein großer Mann sagst du? Ah! du sollst einen sehen!“ — und der Barbier Bonometti bekam neue Fußtritte. Er jammerte lauter, — indes im Haufen der Weiber, den die Menge gegen die verschlossene Tür des Schuppens drängte, die Witwe Pastecaldi ein Schluchzen erhob:

„Der Advokat auf die Galeere. So endet er nun: ich habe es immer gefürchtet.“

„Tröstet Euch“, sagte die Magd Felicetta. „Euer Bruder ist nicht der einzige. Auch der Komödiant geht auf die Galeere. Denn wir wissen jetzt, daß sie das Haus zusammen angesteckt haben.“

346