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Don Taddeo seufzte und schloß die Lider.

„Was sagt er? Was will er?“ — und bei den Männern in dem Raum zwischen den Bänken und den Pfeilern ward es unruhig.

„Man erstickt, und Don Taddeo spricht nur zu den Weibern.“

„Er sagt, wir sollen den Advokaten lieben“, erklärte der Schneider Coccola; und der Schlosser Fantapiè:

„Es fehlte nichts weiter.“

„Er sagt, wer den Advokaten haßt, ist mitschuldig an dem Brand beim Malandrini.“

„Man muß gestehen,“ äußerte der Wirt von den ,Verlobten‘, „daß Malandrini bei der Partei des Advokaten ist. Sollte wirklich einer der Unseren —?“

„Du selbst, Gigoletti, wirst es getan haben, denn wer macht, nun der ,Mond‘ abgebrannt ist, so gute Geschäfte wie du?“

„Alle, wenn man näher nachdenkt, alle sind verdächtig.“

„Es ist schrecklich.“

„Man hört nichts“, sagte hinten, unter dem Chor, der Herr Giocondi. „Spricht er von der ,Gegenseitigen‘?“

„An meinem Platz“, — und Polli hißte sich auf die Fußspitzen, „sitzt die Frau des Schmiedes. Der Mittelstand nimmt uns die Kirchenbänke weg, dann soll er uns wenigstens die Logen lassen.“

„Ihr alle seid mitschuldig“, wiederholte Don Taddeo, wich gegen den Altar zurück und spreizte die Hände. Aber da traf er in ein Gesicht: mitten unter den kleinen Leuten zu seinen Füßen in ein Gesicht, das er kennen mußte und doch nicht kannte. Es hatte Augen, die forschten und forderten, still und fest. Umsonst versuchte er fortzusehen; diese Augen riefen ihn zurück, wie die einer vertrauten Heiligen, die viele Jahre lang über seinem Betstuhl gestanden hätte, alles von ihm wußte, ja, so sehr mit seiner Seele vermengt war, daß sie seine Schwe-

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