Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/401

This page has been proofread.


„Sieh nur den jungen Mann, ich hätte es ihm nicht zugetraut.“ Und da das Stück aus war, unterdrückt, mit Hälserecken:

„Bravo Maestro!“ — indes Don Taddeo sich, schillernd und funkelnd in seinem bestickten Gewand, demütiger über den Altar neigte und seine Hände höher hinauftasteten.

„Komm, heiliger Geist!“

Er wusch sich murmelnd die Hände. Sein Ruf:

„Orate, fratres!“

Ein jähes Aufschwellen des Chores:

„Sanctus! Sanctus! Sanctus!“

Und die bewegte Stille der Erwartung. Schnell flüsterten die Frauen noch miteinander, durch die Männer ging eine letzte Unruhe … Das Klingeln.

In einem großen Rauschen rutschte alles von Bänken, Mauerwerk und Stufen. Man hörte die Krücken der alten Nonoggi klappern, wie sie hinkniete. Frau Giocondi, die schnarchte, bekam von ihren Töchtern einen Stoß und tauchte eilig nieder. Alle Stirnen senkten sich tief, nun Don Taddeo das strahlende Gefäß erhob. Das kleine weiße Rund darin sah über alles Volk hin, wie des Gottes gebrochenes Auge, — und ihm zur Seite erloschen, in einer langen Stille, vor Müdigkeit und Gram die Augen des Priesters.

„Auch uns Sündern“, sagte er schwach; mit Anstrengung, die Arme, wie am Kreuz, weit offen gegen das Volk: „Pax Domini!“ — und indes alles sich räusperte, Stühle umherstieß und hinausdrängte, antwortete seinem Gebet der Chor:

„Sondern erlöse uns von dem Übel.“

 

Der Apotheker Acquistapace ward unter den ersten aus der Tür geschoben.

„Was hast du? Was gibts denn zu weinen?“ fragte Polli ihn. „Ah! wie sie schön das Agnus Dei spielen! Wie die Messe

393