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beiden Seiten. Den Mund ein wenig offen von der Anstrengung, aber glorreich lächelnd, ritt der Advokat hindurch.

„Da ist auch Galileo! Es lebe der Esel des Galileo!“

„Versteht sich, daß er lebt!“ polterte Galileo unter seinem glockenförmigen Strohhut; und streng hinausspähend über den blauen Klemmer, durchmaß er, im eiligen Getrippel seines kleinen braunen Tieres, die Spuren des Advokaten.

„Der Advokat ist ein großer Mann“, erklärte er. „Aber auch wir sind nicht von Pappe.“

Den Damen im Landauer machte der Advokat, schief im Sattel, eine Verbeugung.

„Welch schöner Tag! Welch Bild der bürgerlichen Eintracht, Fruchtbarkeit und Größe!“ — und er führte die Rechte weithin über Stadt, Felder und Volk. Dann aber fragte er nach dem Tenor Gennari. Sein Freund auf dem Gepäckwagen wisse nichts von ihm. Aus der Post sei er ausgestiegen.

„Aber er ist wieder eingestiegen“, erklärte Frau Camuzzi.

„Sie haben es gesehen?“

„Alle haben es gesehen, nicht wahr, Ihr Damen?“

Der Advokat warf sich anmutig in die Brust für Jole Capitani, bevor er seinen Schimmel wieder in Trab setzte. Alles strahlte, wo er hindurchritt; und die Kinder klatschten, nun Galileo auf dem Esel kam.

„Aber — der Gennari?“ rief der Advokat, sobald er bei der Diligenza anlangte. „Du hast ihn also nicht mit, Masetti? Weißt du wohl, daß wir für unsere Gäste verantwortlich sind?“

„Beruhigen Sie sich, Advokat,“ — und der Cavaliere Giordano winkte ihn ans Fenster, „es ist ein Zwischenfall von eher heiterer Art.“

Er flüsterte, und der Advokat schmunzelte.

„Ah! ihr Künstler. Ich hätte es mir denken können. Galante Abenteuer bis zum letzten Augenblick! Aber die Schönste

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