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was die in uns Künstlern wirksamen Instinkte reizt: unsere Rachgier, mit dem Willen die Natur zu bändigen, der Welt uns aufzuzwingen, unsere Prunksucht und den Drang nach Selbstverherrlichung — alles, was diese Instinkte zu der Ausschweifung reizt, die Kunst heißt, ich merke es unverzüglich und antworte darauf.

Bleiben wir zu Hause.“

Er versuchte ein Buch zu lesen, um dessen willen, was darin stand. Bisher hatte er sie nur geöffnet, um etwas Eigenes aus ihnen zu machen. Bei seinem neuen Verfahren übermannte ihn düstere Langeweile. Darauf ging er spazieren.

Er stellte als Gesetz auf, daß die dunstige Linie der Berge am Horizont keinen Namen habe; und den silbernen Augen, die das Olivenfeld aufschlug, wenn die Sonne darüberfuhr, entsprächen keine Worte. Meistens legte er sich inmitten einer Landschaft unter einen Baum und schloß die Lider, wie ein Kranker, dem der langsame Atem der Natur Mut machen soll, und den ihr Licht und ihr Durcheinander nicht erschrecken darf. „Sie wird mich heilen. Ich bin ein Kranker, ich bin besessen von Kunst.“

Wenn er es einmal wagte, sie anzusehen, deuchte sie ihm sanft und neu. Die gute Welt

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