Als die Dame ihn unvermutet ansah, erschrak Andreas. Er mußte sich erst daran erinnern, daß er sich im Salon Frau Türkheimers befand. Welch’ eigentümliche Phantasie war es aber auch von einer Bürgersfrau, durchaus einer Hetäre gleichen zu wollen! Frau Pimbusch’ Arme kamen mädchenhaft mager aus den großen, mit Fischbein gesteiften Ärmeln hervor. Ihre Finger, mit kleinen rosigen Nägeln, legten sich weiß wie Lilien um das Lorgnon. Sie hatte die Taille einer Jungfrau, und war sie nicht eine? Kaflisch behauptete es. Andreas sandte Herrn Pimbusch einen mitleidigen Blick zu. Vielleicht hatte sie ihm angemerkt, wofür er sie einen Augenblick hielt? Aber es war ja ihr Ehrgeiz, dafür zu gelten!
Liebling berichtete Einzelheiten über den Zusammenbruch des jungen Jessel, dem es gelungen war, das ererbte väterliche Vermögen, drei Millionen, in anderthalb Jahren durchzubringen, und der Zionist sprach sich mißbilligend über den sittlichen Verfall der modernen Jugend aus.
„Ah bah! Nur wenige machen es wie der junge Jessel!“ meinte Frau Pimbusch.
„Verschwendung und Ausschweifung wohin man sieht!“ erklärte Liebling feierlich. Frau Pimbusch wandte dagegen ein:
„Die meisten sind zu schwächlich, um ihre Bequemlichkeit zu riskieren, irgend einer Leidenschaft zu liebe. Und wie wird man sonst zum Verschwender?“
„Und die Ausschweifungen?“ fragte Andreas, dem es Vergnügen machte, eine Dame über solchen Gegenstand reden zu hören.