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Arbeit auf. Würde sie um drei hier sein oder um vier? Vielleicht war sie schon unterwegs? Wahrscheinlich verließ sie ihren Wagen am Brandenburgerthor und kam zu Fuß in die Dorotheenstraße. Im ersten Stock würde sie verschnaufen müssen, sie war so steile Stiegen nicht gewohnt. Die Vorstellung der korpulenten Dame, die atemlos zwei Treppen erklomm, eigens um ihm in die Arme zu sinken, versetzte Andreas in lebhafte Heiterkeit. Er schlug sich auf die Kniee und lachte, daß es von den kahlen Wänden widerhallte.

Plötzlich meinte er ein Geräusch draußen auf dem Korridor zu hören. Er stürzte an die Thür. Nein, es blieb alles still. Es war indes gleich halb vier Uhr, sie hätte nicht nötig gehabt, ihn warten zu lassen. Eine ganz neue Möglichkeit fiel ihm ein. Wenn sie nun ausblieb? Daran hatte er noch gar nicht gedacht, aber wie leicht konnte sie verhindert sein oder keine Lust haben. Das Abenteuer schien ihr wahrscheinlich schon nicht mehr der Mühe wert, sie zog irgend eine andere Zerstreuung vor. Er bereute es, sie in der Zwischenzeit nicht nochmals aufgesucht zu haben, um sich ihr persönlich in Erinnerung zu bringen. Sein Brief war viel zu sehnsüchtig und zu zart gewesen, er beschloß, sie dieses Versehen entgelten zu lassen — falls er sie bekam. Aber sie konnte sich ihm nicht mehr entziehen, sie liebte ihn viel zu sehr. Übrigens hatte sie sich seinetwegen bereits kompromittiert. Er hatte genau bemerkt, wie aufmerksam Frau Pimbusch, während des dritten Aktes von „Rache!“, Adelheids Schulter betrachtete, wo der Veilchenstrauß fehlte. Ah! den hätte

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