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Sie hielt sich am Pfosten fest und unterdrückte einen Aufschrei, denn in diesem Zimmer saß ein Mönch! Er saß, den Rücken gegen ein eisernes Feldbett gelehnt, auf einen hölzernen Schemel an einem rohen fichtenen Tisch. Ein abschreckend häßliches geschnitztes Kruzifix sah mit verzerrter blutiger Miene auf den braunen Kuttenträger hinab, der das Gesicht in die Hände vergraben, in tiefes Sinnen versunken schien.

Frau Türkheimer fand diesen einsamen Mönch fürchterlich wie eine Erscheinung. Bei seinem Anblick wickelte sich eine rasche Folge von Schreckensvorstellungen in ihr ab, die sie der langjährigen Lektüre des „Nachtkourier“ und des „Kabel“ verdankte. Denn ihr und den aufgeklärten Lesern dieser Zeitungen war es nicht genau bekannt, ob es noch Mönche gäbe, und sie hielten die katholische Kirche für ein Gespenst des finsteren Mittelalters, das dann und wann aus verschütteten Gräbern aufstand, um gräßlich mit Ketten zu rasseln. Sobald sie sich daher ein wenig erholt hatte, dachte Adelheid daran, ungesehen zu entkommen. Sie mußte ein verkehrtes Zimmer betreten haben, vielleicht befand sie sich auch in einem falschen Hause. Aber der Anblick einer Locke, die über die braune Kapuze fiel, hielt sie in ihrem Rückzuge auf. Das war doch Andreas’ Haar? Der Mönch hob langsam den Kopf. Sein Auge war geschlossen, aber sie erkannte sein Profil, das sich blaß aus der Dämmerung heraushob. Ganz leise, noch ein wenig zitternd schlich sie zu ihm hin und legte weich ihre Hand auf seinen Kopf. Er schlug die Augen auf, noch immer in Gedanken.

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