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Mundwinkel in den anderen wandern. Nach Andreas’ Ansicht verkörperte Kapeller den schmutzigsten, abstoßendsten Cynismus. Dennoch erfüllten gerade die Verse, die ihm dazu Gelegenheit gaben, ihren Schopfer mit besonderem Stolze.

Er sah gespannt im Kreise umher: nur zwei unter den sechs Dichtern waren errötet. Frau Pimbusch schlug sich mit den Handschuhen auf die Kniee, daß es schallte. Sie hatte die Augen geschlossen und wand ihren langen dünnen Hals beängstigend hin und her in dem engen Kragen, über dem der Kopf gleich einer zu farbenprächtigen, gedunsenen Giftblume schwankte. Die kleine Frau Goldherz hüpfte leise zwilschernd durch das Zimmer, Frau Bescheerer, reglos, versuchte die Miene zu verziehen. Wie gewöhnlich bewegten sich nur die Falten ihrer Stirn, zwischen denen der grünliche Moosfleck wie lebend hervorkroch. Frau Mohr lächelte gütig und Pimbusch überließ sich, in abwartender Haltung, der Betrachtung seiner Fingernägel. Der Gesamtanblick des Publikums war beruhigend.

Kapeller war zu Ende. Er wiederholte nochmals den Refrain, diesmal nicht im Trompetenton, sondern mit versagender Stimme und mit einer Miene, durchgeistigt von müder Weltweisheit, die ihm niemand zugetraut hätte. Dann nahm er, bescheiden auf den Dichter deutend, die Glückwünsche entgegen. Unter den Anwesenden verbreitete sich blitzschnell die Meinung, daß man soeben zwei große Künstler entdeckt habe. Pimbusch, in den erst jetzt Leben kam, lief erregt von einem zum andern, um überall nachzuforschen, ob man

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