Der Beifall wuchs fortwährend. Werda Bieratz, die noch immer in ihrer Rolle, dem Publikum verächtliche Grimassen schnitt, wandte ihm plötzlich den Rücken. Sie warf sich in der Taille so geschickt zurück, daß das rotseidene Babykleid aufleuchtend bis über die Schenkel emporflatterte. Es kamen nur Spitzenwolken zum Vorschein, was einige Ausrufe der Enttäuschung veranlaßte. Doch Liebling, nicht weit von Andreas’ Platze, äußerte laut:
„Brava!“ Die Sittlichkeit muß immer gewahrt bleiben.“
„Brava!“ wiederholte er mit kraftvoller Stimme.
Die Umstehenden stutzten; das Gerücht verbreitete sich, es sei das Feinste brava zu rufen, mit einem a anstatt des o. Und als Kapeller von der Bühne in den Saal hinabstieg, umringten ihn Scharen von Verehrern, die aus voller Kehle brava schrieen.
Andreas erhielt plötzlich einen leichten liebevollen Schlag auf den Magen. Türkheimer, den Kopf wiegend und auf den Absätzen wippend, lächelte ihm aufmunternd ins Gesicht. Er sagte nachdrücklich und mit schleppender Stimme:
„Na, nu weiß man doch, wozu man seine — na, seine persönlichen Pfleglinge eigentlich hat. Hab’ ich Ihnen nicht immer gesagt, daß ich viel für Sie übrig habe? Ebensoviel wie meine Frau —“
Er kraute sich am Kinn, zwischen den rötlichen Kotelettes.
„In meiner Art natürlich,“ setzte er hinzu. „Alle Achtung, mein Lieber, Sie haben’s ’raus. Alle Achtung!“