schwerer Duft ins Gesicht. Er überließ sich einer süßen Betäubung, froh, die Erholung gefunden zu haben, die ihm nach allen Aufregungen und Beschwerden des Abends not that. Aus der Ferne glitt von den Kunstübungen des Pianisten zu fünfhundert ein weiches, verfagendes Echo bis in ihre Versunkenheit, wie die letzte Erinnerung an eine düster verlodernde Melodie.
„Er spielt ganz hübsch,“ sagte Andreas aus einem Traum heraus.
„Stimmungsvoll,“ setzte Adelheid hinzu. „Es ist ein Notturno von Chopin, ich glaube das zwölfte.“
Dann schwiegen sie wieder.
Er überlegte, daß mit dem heutigen Tage sein Verhältnis zu Adelheid eine wesentliche Veränderung erfahren habe. Bisher mochte man ihn ihren Protégé nennen, ihren persönlichen Pflegling, wie der geschmacklose Titel lautete; ein Autor aber, dessen Name mit Posaunenschall über alle deutschen Gaue hinflog, bedeutete für das Haus, in dem er gastlich verkehrte, eine ungeheure Reklame. Fortan schuldete man ihm Dank. Adelheid nannte ihn zwar „ihren“ Dichter und glaubte ihn „festhalten“ zu dürfen; dies war aber eine völlig verfehlte Auffassung. Welche Rechte besaß sie? Sie liebte ihn, nun ja. Aber wenn er selbst eines Tages ganz und gar aufgehört haben würde sie zu lieben? Dann, daran war nicht zu zweifeln, würde er das weinende Weib, das sich sträubte, von sich abschütteln, mit dem herrischen Egoismus des Künstlers, der keine Fessel duldet. Eine erloschene Liebe, in deren Asche das Weib herumstocherte, war keine gültige Verbindlichkeit für einen