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Beinkleidern, sonst sehr elegant, hasteten an dem Besucher vorüber. Droben in dem großen Wartezimmer schob sich eine beträchtliche Menschenmenge durcheinander. Andreas, der gegen die Wand gedrängt wurde, blickte durch eine Glasscheibe in einen langen kahlen Saal hinein, wo ungefähr dreißig junge Leute an Pulten saßen. Einige lasen Zeitungen, andere plauderten, indes sie Bleistifte spitzten oder ihre Nägel pflegten.

Eine Flügelthür ward aufgestoßen, und ein reich aussehender Herr mit rasierter Oberlippe und rotblonden Koteletts, den Hut in der Stirn, rief ins Vorzimmer hinein:

„Kommt denn der Chefredakteur nicht?“

Der herbeieilende Redaktionsdiener verbeugte sich:

„Muß sofort da sein, Herr Generalkonsul!“

„Endlich, mein lieber Doktor!“ rief der Herr und streckte die Hand mit matter Anmut einem großen eleganten Manne entgegen, der von der Treppe her eintrat und dem Diener Hut und Paletot zuwarf. Bevor die beiden hinter der Flügelthür verschwanden, horte man den Generalkonsul fragen:

„Sie waren im Auswärtigen Amt? Nun, was sagt unser Minister?“

Andreas erschauerte vor Ehrfurcht, während er bedachte, welche Unendlichkeit von Macht und Ansehen diese Worte ahnen ließen. Wer hier im Vorzimmer des „Nachtkourier“ stand, war gewissermaßen in den Bereich einer Organisation eingetreten, die es an Ausdehnung und Festigkeit selbst mit der des Staates aufnahm. Doktor Bediener ging im Palais der Wilhelm-

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