besuchte in diesen Karnevalstagen mehrere Ballsäle und verschönte seine Nächte durch Weingenuß und Liebe. Aber inmitten des festlichsten Rausches trat etwas Peinliches an ihn heran, etwas wie eine langweilige Pflicht. Bei ihrer ersten Begegnung, am Neubau in der Markgrafenstraße, hatte die kleine Matzke ihm, Andreas, herausfordernd zugelächelt. Türkheimer war damals nichts als ein Stoß vor den Magen zu teil geworden; heute aber besaß er sie. Es wäre das bequemste gewesen, sich dabei zu beruhigen, doch fürchtete Andreas hierdurch eine Einbuße an seiner Ehre zu erleiden. Durfte Türkheimer ihm, nur vermittelst der gemeinen Lockungen seines Geldes, ein Mädchen wegfangen, das sicherlich viel lieber die seinige gewesen wäre? Ein so niedrig stehendes Individuum wie Türkheimer, ein beschränkter Bürger, ein socialer Schädling und ein armer Diabetiker! Wenn er zu solcher Behandlung schwieg, dann hätte Andreas möglichenfalls jene zweideutigen Namen verdient, mit denen ihn die joviale Laune der Mächtigen im Schlaraffenland zu Zeiten belegt hatte. Er wäre alsdann vielleicht eine Art Pulcinell gewesen, ein Spaßmacher und ein persönlicher Pflegling, ein magerer Zeitvertreib und ein liebenswürdiger Plauderer, der aus der Rolle fiel, wenn er etwas übel nahm. Aber er würde sich endlich rächen! Alle die wohlwollende Geringschätzung, deren er die Reichen beargwöhnte, vergalt er ihnen im voraus mit seiner grenzenlosen Verachtung. Beim Sekt, zu vorgerückter Stunde und in heiterer. Damengesellschaft, häufte er auf Türkheimers Haupt eine Reihe
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