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zimmer der Kommandantenstraße. Sie gedachte wehmütig der entschwundenen Zeit.

„Wie schön war das doch damals,“ seufzte sie einmal.

„Ich finde es hier bedeutend netter,“ sagte er kühl.

Zu seinem Geburtstage, den fünften Mai, hatte sie ein vollständiges Dejeuner von Chevet aus Paris kommen lassen. Es war ein Fest zu zweien. Er saß ihr gegenüber, im Frack, mit gesticktem Jabot, eine Rosenknospe im Knopfloch und elegante Gefühllosigkeit in jeder Bewegung. Adelheid hatte eine Minute des Schmerzes zu überwinden.

„Wo weilt seine Seele?“ fragte sie sich. „Was vermag ich über sie? Ach, ich wirke nur auf seine Zungenwärzchen.“

Und das bleibende Verhältnis auf der Grundlage liebevollen Vertrauens, wovon sie geträumt hatte! Es ruhte jetzt auf der Grundlage von Rehpastete und Ochsenmaulsalat.

Als sie aufstanden, ward ein großes Paket gebracht. Es enthielt ein paar Lampen, und Andreas erkannte die schlanken nackten Blumenträgerinnen, mit denen Bienaimée sich belustigt hatte.

„Du hast dich in Unkosten gestürzt?“ bemerkte er mit einem schiefen Blick. Sie verstand nicht, was ihn verstimmte.

„Ich fand sie hübsch. Man sagte mir, daß ein zweites ähnliches Paar von einer sehr hohen Persönlichkeit angekauft ist.“

„Ah! Die Persönlichkeit hat aber einen Geschmack

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