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mit zart bemalten Seidenpolstern; aber ihre Lehne war steif und schmal wie eine Leiter. Andere Sessel hatten einen dreieckigen Rücken oder es fehlten ihnen die Armstützen. Noch andere waren so media., daß er seine Beine nicht ohne Verlegenheit unterbringen konnte. Kein Sitz gewährte Andreas die Möglichkeit, sich eine zwanglose und der persönlichen Würde angemessene Haltung zu geben.

Höchst unzufrieden irrte er umher, unter dem Vorwande, die Einrichtung zu betrachten. Der dritte Salon, in bleu mourant und Rokoko, zog ihn an. Vor den üppigen Plauderecken, in denen sich Damen aufhielten, standen niedrige spanische Wände mit bunt besticktem Atlas bespannt und mit geschliffenen Glasscheiben in verschnörkelten Rähmen. Sie sahen aus wie die herausgebrochenen Wände einer alten Staatskutsche. Der Vortrag einer Sängerin, die sich nebenan hören ließ, ging unter in den lauten Gesprächen. Als man nach einiger Zeit merkte, daß sie fertig war, ertönte frenetischer Beifall. Drüben auf dem Kamin aus rosigem Porzellan schlug die Stutzuhr, Schildplatt mit eingelegtem Kupfer, halb zwölf.

Andreas setzte sich endlich, er lehnte den Kopf zurück und versuchte sich betäuben zu lassen von der funkelnden Decke, deren vergoldete Kassetten elektrische Birnen bargen. Dies hinderte ihn nicht, von neuem in eine verzweifelte Mutlosigkeit zu verfallen. Was hatte er bisher erreicht? Kein ernsthafter Bekannter stand ihm bei, es war zu klar, daß die Leute, die er kennen lernte, ihn nur daraufhin ansahen, ob sich ihm eine heitere Seite abgewinnen lasse. Gelang es ihm

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