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mut, Mitleid und Träumerei zogen eine Hecke um sie und diesen jungen Mann, sie wußte selbst nicht wie.

„Kommt Ihnen hier das Leben nicht viel kälter vor, als in Ihrer Provinz? Bei Ihnen kennt man Fröhlichkeit, glaube ich, hier aber uur Spottlust. Und dann das Geld! Merken Sie sich für Ihren hiesigen Aufenthalt: es giebt hier nichts, was man nicht um eines guten Geschäftes willen verraten würde!“

Andreas meinte bei den ruhig gesprochenen Worten der Dame doch dem Schrei einer wunden Seele zu lauschen. Er fühlte sich geschmeichelt durch die Andeutung, die sie selbst ihm von ihrem Unglück machte. Sie setzte nachlässig hinzu:

„Haben Sie schon einen Schneider, Herr Zumsee?“

Andreas glaubte mißverstanden zu haben.

„Sie brauchen Freunde, die Sie anleiten. Warum sollte ich es nicht thun?“

Andreas verbeugte sich.

„Gehen Sie doch zu Behrend in der Mohrenstraße. Ich erlaube Ihnen, sich auf mich zu berufen, dann wird man Ihnen eine tadellose Ausstattung besorgen. Ich schicke Ihnen meine Karte.“

Sie reichte ihm ihre wohlgeformte Hand, die sich unter dem Handschuh ein wenig fett, aber nicht zu fett, anfühlte.

„Übrigens vergessen Sie uns nicht, ich bin jeden Freitag zu Hause.“

Andreas sprang auf, küßte die Hand und entfernte sich langsam, mit verhaltenem Atem. Infolge des Erlebten waren seine Sinne förmlich erstarrt.

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