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predigender Mönche. Unter jedem Bogen der Prokuratien winkte ein Cafshaus und girrte ein Spielsaal. Geschminkte Abbati, Gecken alt und jung, Liebhaber des Pharao und Amtspersonen, die von schlüpfrigen Reimen überflossen, — alle tollten hinein, unter Knabentumult. Liebesmakler boten ihnen Edelfrauen an, und sanfte, schöne und dienstfertige Courtisanen sich selber. Sie zogen den flüchtigen Geliebten unter die mit Marmorbildern gekrönten Arkaden; dort sah man mehr Frauen an der Erde ausgestreckt als auf den Füßen. Sie warteten am Dogenpalast auf den Nobile, der den Rat verließ. Stattliche Äbtissinnen stritten um die Ehre, aus ihrem Kloster eine junge Nonne entsenden zu dürfen, als Maitresse des neuen Nuntius.

Ein Herr und eine Dame streiften an der Dame vorüber. Die Dame war milchweiß, und wie ein Hauch von Pastellfarbe lagen ihr die verblichen violetten Bänder in der weichen Senkung zwischen Schulter und Brust und im graublonden Haar. Sie zeigte der Herzogin schelmisch die schwarze Fliege im Winkel ihres blassen Mündchens. Der gepuderte Kavalier aus Atlas und Rosen nickte mit geschürzter Lippe seiner letzten Verwandten zu, nur eine rasche Sekunde, — und Pierluigi von Assy und seine Dame tänzelten davon. Sie hatten sich lieb: es wartete ihrer eine rosengeschmückte Gondel, drüben hinter den abenteuerlichen Arabesken jenes Tempels, am Fuße rosiger Treppenstufen, im seidenen Wasser und unter der Glorie eines Himmels, der als gold-

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