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und führte ihn vor eine frische Leinwand. „Paß auf,“ sagte er, und zeichnete in starken Umrissen ein paar Köpfe herunter.

„Wer ist das?“

„Ich.“

„Und das?“

„Mama.“

Die Mutter stand dahinter, angstvoll lächelnd.

„Ob er Talent hat?“

Jakobus lachte aufgeräumt.

„Bei mir hat er Talent!“

Und er spielte mit der feingliedrigen Hand des Knaben.

„Nino, gieb acht,“ flüsterte die Mutter, „das ist deine erste Lektion.“

Ihre Stimme versagte vor geheimer Ehrfurcht. „Ein großer Maler nimmt sich deiner an.“

„Bitte. Wir sind nicht eitel, wie, kleiner Freund,“ rief Jakobus, und er warf mit Kohle eine so ausgelassene Fratze hin, daß der Knabe aufjubelte. Die Herzogin betrachtete die Mutter liebevoll und mitleidig. Sie meinte im stillen:

„Wenn dieser junge Johannes nicht aussähe, wie einer seiner Florentiner Vettern vor vierhundert Jahren, und wie einer der am offensten blickenden, würde hier dann von seinem Talent die Rede sein? Wie er dasteht mit den Händen auf dem Rücken! Er verlangt gar nicht danach, den Stift in die Hand zu nehmen. Er schaut neugierig und befremdet zu, was der berühmte Maler für Kunststücke macht.“

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