„Und die Unsterblichkeit, mein Lieber, was sagst du zu ihr?“
Der Knabe wippte auf den Absätzen vor Stolz:
„Die fahrenden Ritter sind alle unsterblich.“
„Bravo!“ rief Jakobus. „Hier hast du meine Hand. Wir sind beide aus dem Hause Huionotte äe la Mancha … Die Unsterblichkeit!“ wiederholte er mit einem Lachen, das vielleicht bitter war. Er legte Ninos Arm in seinen und beugte sich zu ihm hin, in seinem samtenen Renaissancewams mit seidenen Ärmeln. An seinem Hals saß eine weiße Krause und auf seiner Nase eine Brille. Er sah geneigten Hauptes darüber hinweg, hart und prüfend, und immer unbefriedigt. Ein ergrauender Schopf hing ihm tief in die Stirn. Die Herzogin fragte sich überrascht, ob Nino mit vierzig Jahren nicht ähnlich aussehen werde. Sie wünschte es geradezu. Darauf bemerkte sie, daß der Maler und der Knabe die gleiche kurze, willkürliche Oberlippe hatten, und erschrak fast darüber.
Mutter und Kind verabschiedeten sich. Jakobus bat die Herzogin:
„Lassen Sie mich jetzt nicht allein. Sie haben von Unsterblichkeit gesprochen und mich damit an meine Thorheiten von ehemals erinnert.“
„Welche Thorheiten?“ fragte sie, und ließ sich nochmals nieder, auf einen wurmstichigen Sessel mit blankgescheuerten Armlehnen und von edlen Formen.
„Vor allem die Thorheit, den ungeheuren Traum derer vor vierhundert Jahren weiterträumen zu wollen.“