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Sie betrachtete sein Profil, und fühlte alles mit, was in der Seele des Knaben sie anklagte und richtete. Sie fühlte mit innerlichem Weinen, wie sie ihn verriet, ihn und seinen großen Freund, gleich dem alltäglichen Weibe, das sie in seiner Seele nicht war. Sie war eine geliebte Ferne, ein Märchenziel, wo in Weben und Klingklang von Mondsilber und Harfen, über flimmernde Terrassen und nachtblaue Cypressen das unmögliche Gefühl steil aufquoll, ein himmelhoher Springstrahl, der nie zurückfiel.

Jakobus holte einen Entwurf herbei, spannte ihn in einen Rahmen und trat prüfend davon weg.

„Nun sieh doch einmal, was der Bursch gemacht hat! Ja, geruht denn heute der junge Meister keinen Blick darauf zu werfen?“

Er umarmte Nino von hinten, liebevoll, als ein älterer Bruder. Der Knabe duldete die Berührung, mit hochgezogenen Schultern. Er ließ sich fortschieben, bis vor die Staffelei. Plötzlich richtete er sich gerade auf.

„Das ist nicht von mir,“ sagte er, leise und bestimmt.

„Was schwätzt er daher? Das soll nicht von ihm sein?“

„Das ist nicht von mir. Sie haben das verbessert.“

„Verbessert — verbessert … Ich bin ja dein Lehrer…“

„Nicht bloß verbessert. Es war überhaupt gar nichts, das was ich gemacht hatte.“

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