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„Nun ja, wer kennt mich nicht,“ erklärte Siebelind, und er sprach französisch. Es flatterte ihm von den Lippen.

„Wahrhaftig, sie ist es,“ äußerte San Bacco, ganz versteint. „Beim Sprechen sieht man es; Herzogin, wollen Sie es glauben. Ich habe einmal mit ihr soupiert. Der unglückliche Pavic war auch dabei. Sie hielt ihn auf schamlose Weise zum besten.

Jakobus sagte zu Nino:

„Schau dir einmal die Figur an. Alles, aber auch alles ist falsch daran, verstehst dn. Wenn sie sich abends zu Bett legt, bleibt nichts von ihr übrig als eine kleine Häringssehne.“

Der Knabe bekam einen Schreck. Die Vorstellung eines Kopfes mit einem silbergrauen Gallertschweif, einsam auf einem ungeheuren Kissen, hielt ihn gepackt. Blanche verhieß der Gesellschaft einen Vortrag, etwas harmlos Lustiges.

„Der Hals!“ flüsterte Gina, mit Schaudern. Die Chanteuse wand einen Hals hin und her, sehnig und so dick bepudert, daß es aussah, als läge er in einem Gipsverband. Ihr Mund ging auf wie eine breite blutige Wunde. Die engen, gebogenen Kohlestriche über ihren Augen stiegen in die Höhe; sie stand, die Arme geradlinig an den Hüften, so reglos, daß man sie nicht atmen sah, und sang, matt, zungenfertig und heiser, ihre unstillbaren Gelüste. Hofburschen, Pferdejungen mit Gerüchen von Männlichkeit und Stallmist, Metzger, Abdecker, Henker mit Düften nach Blut und Männlichkeit, — das liebe sie. Zum Schluß machte sie zwei,

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