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Herzogin von Assy. Wozu die Aufregung; sie ist auch nur eine Frau.“

„Ich bin nur eine Frau,“ sagte sie plötzlich selber. „Halte das für kein Opfer. Du hast gar nicht mit mir gerungen, willst du es glauben? Frei und uuerwartet bin ich zu dir gekommen! Ich werde dich sehr groß machen, weil ich dich liebe.“

Und er stürzte ihr in jäher Dankbarkeit vor die Füße. Sein Herz quoll, mitten im Rausche der Befriedigung, über von fünften Werbungen.

„Ich kann es nicht glauben!“

Und dann stürmte er, in ungläubiger Gier und mit den Jubellauten eines Knaben, auf ihre Glieder ein und auf ihre Küsse.

Auf einmal schrak sie auf, aus einer Tiefe von Lust. Sie war plötzlich ganz durchdrungen von dem Gefühl der Unfruchtbarkeit, seiner und ihrer. Sie wand sich los und entfernte sich von ihm. Er sah ihr nach, im Kissen aufgerichtet.

„Was ist dir?“

„Er ist nur mein Geliebter,“ dachte sie, schwach vor Müdigkeit. „Er wird nie die Venus malen. Ich sehe alles voraus. In fruchtlosen Umarmungen verzehren wir uns, und verlassen uns schließlich mit Überdruß, vielleicht als Feinde.“

Sie stützte den Arm ans Fensterkreuz. Draußen in der braunen Nacht, weinte der Südwind. Im Schein eines Lämpchens streckte sich hinter dem Gitter des künstlichen Gartens, schwarz und geschnäbelt, eine Gondel. Vor dem Felze saß etwas Dunkles, es be-

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