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wo es nach Erde riecht, sollen wir uns nicht einmal im Leben ins Gras werfen, wo wirkliche Nesseln uns brennen und warme Erdbeeren sich an unseren Lippen zerdrücken?“

Mortœil sah sich um, erhitzt, verwirrt und in dunkler Sorge wegen des Schauspiels, das er den Lauschern etwa böte. Aber Clelia entdeckte er nicht, und alle, die er sah, waren mit sich selbst beschäftigt. Die Götter an den Wänden leerten Schalen voll Rausch und Begierde über alle. Aller Blut wallte auf. Sie horchten darauf, wie es kochte, und ließen sich betäuben und entzücken. Mortœil hörte wie aus der Ferne Properzias Stimme.

„Geh! Brich deine Verlobung!“

Da drehte er sich um und ging.

Er fand Clelia auf den dicken Purpurkissen des verschnörkelten und vergoldeten Liegestuhles. Sie nistete nur darauf wie ein verflogenes Vögelchen während eines Sturmes, leicht, weiß und pochenden Herzens. Jakobus Halm drang auf sie ein, er redete aufgeregt, seine roten Lippen lauerten dicht über ihrer hellen Brust und fielen immerfort auf die kleine schwache Hand nieder, die ihnen wehren wollte. Clelia gebrauchte den Fächer als Schutz gegen den Bedränger und wußte es zu verhindern, daß er ihn zerbrach. Ihre Haltung war im Grunde sehr maßvoll und ihre Glieder überwacht. Sie stellte ein Bild, dessen Benennung lautete: „Eine Stunde der Selbstvergessenheit“, — aber sie war keineswegs hingerissen.

Mortœil nahm, was er sah, ganz ernst. Bleich

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