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„Na, was sagen Sie nu? Fein raus, was?“

Der Schaden war gut gemacht, alle Welt war befriedigt; — nur ganz hinten im Saal, an der Wand neben dem Ausgang lehnte Lohmann, senkte bleich und fern den Blick auf seine verschränkten Arme und bedachte, daß seine Verse, seine unter dem Lachen von Gemeinen in die dunklen Straßen entflohenen Verse nun zitternd auf nächtlichen Luftwellen unterwegs seien zum Fenster eines Schlafzimmers, daß sie ganz schwach dagegenpochen würden, und daß drinnen niemand es hören würde…

Die dicke Guste kam mit Kiepert in die Garderobe. Die Künstlerin Fröhlich legte den Kopf in den Nacken und sagte beleidigt:

„Reden Sie mir noch mal zu, ich soll den Stuß singen von dem dummen Jungen!“

Unrat hörte es, dachte sich aber nichts dabei.

„Kindchen,“ erklärte die Frau, „auf die Leute ist eben kein Verlaß, das weiß man doch. Wenn da nich der Neger gewesen wär’, hätten sie geweint, statts daß sie nu gelacht haben.“

„Natürlich pfeif’ ich drauf,“ sagte die Künstlerin Fröhlich. „Wenn der Professor uns doch natürlich was zu trinken gibt. Was gibt er uns woll zu trinken?“

Und sie legte, wie gestern, zwei ganz leichte Finger unter sein Kinn.

„Wein?“ riet Unrat.

„Gut!“ sagte sie mit Anerkennung. „Aber was für einen?“

Unrat war unbewandert in der Weinkarte. Er

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