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könne, daß die Künstlerin Fröhlich ihn bei seinem nichtswürdigen Namen nenne. Aber, er war nun einmal glücklich. Außerdem durfte er nicht nachdenken, sondern sie schickte ihn nach Bier.

Unrat bestellte es nicht nur; er ließ den Wirt, der die Gläser trug, durch den Saal vor sich her gehen; und dadurch, daß er den Transport des Getränkes von hinten deckte, ward verhindert, daß andere es unterwegs wegfingen. Einmal mutete der Besitzer des Blauen Engels es Unrat zu, das Bier gleich selber mitzunehmen. Die befremdete Würde, womit Unrat ablehnte, hinderte den Mann, seinen Irrtum zu wiederholen.

Bevor die Künstlerin Fröhlich trank, sagte sie:

„Prost, Unrat.“

Dann, innehaltend:

„Komisch, was, daß ich Sie Unrat nenne? Ja, eigentlich ist es komisch. Wir haben doch gar nischt miteinander. Wie lange kennen wir uns nu schon? Was die Gewohnheit alles macht. … Aber nee, ich will Ihnen was sagen: Kiepert und Frau, die können mir alle Tage gestohlen werden, denen wein’ ich keine Träne nach. Mit Ihnen is es was anderes…“

Ihre Augen waren allmählich sinnend und starr geworden. Sie fragte ganz vertieft:

„Aber was soll es, was wollen Sie?“

 

VIII

 

Darüber dachte Unrat selber nie nach, und nur eines beunruhigte ihn, wenn er sich spät am Abend

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