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Ertzum stand gehorsam auf. Denn Rosa lachte; und ihr Lachen nahm ihm die letzte Kraft sich zu empören und den Rest seines Selbstbewußtseins; es lähmte ihn.

„— und lassen Sie einmal sehen, ob Ihr vertrauter Verkehr im Blauen Engel Sie, der Sie bekanntlich zu den Schlechtesten gehören, etwa dahin bringt, daß Sie die von der Schule an Sie gestellten Anforderungen nicht nur nicht befriedigen, sondern dieselben leichten Herzens in den Wind schlagen. Sagen Sie die für morgen aufgegebenen Gesangbuchverse her!“

Ertzums Augen irrten aufgerissen durchs Zimmer. Seine Stirn war naß. Er fühlte sich im Joch, senkte den Kopf, zog an:

„Sollt’ ich meinem Gott nicht singen?
Sollt’ ich ihm nicht fröhlich sein?
Denn ich seh’ in allen Dingen,
Wie so gut er’s mit mir mein’.“

Hier begann Rosa zu kreischen. Auch Frau Kiepert gluckste, gutmütig. Rosa aber kreischte, mit der Absicht, Ertzum zu beleidigen; und sie kreischte weich, aus Zärtlichkeit für Unrat, dessen Arm sie drückte, und um ihm zu schmeicheln, ihn zu belohnen für seine Herrschaft über den vierschrötigen, roten Menschen, der in ungelenkem und untertänigem Ton seine frommen Reime hersagte.

Von Ertzum versetzte noch:

„Ist doch nichts als lauter Lieben,
Das sein treues Herze hegt ...“

Da ward ihm das Betragen des Artisten zu toll.

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