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Plötzlich erklärte sie ihm, sie wolle Lateinisch lernen. Er willfahrte ihr sofort. Sie ließ ihn dann reden, antwortete falsch oder überhörte die Frage und sah ihn nur immer an, voll anderer Fragen an sich selbst. In der dritten Unterrichtsstunde erkundigte sie sich:

„Nu sag mal, Unratchen, was is denn eigentlich schwerer zu kapieren, Latein oder Griechisch?“

„Meistens wohl das Griechische,“ entschied er, und darauf sie:

„Denn will ich Griechisch lernen.“

Er war entzückt; er fragte:

„Warum jedoch?“

„Darum, mein Unratchen.“

Sie küßte ihn, und es sah aus, wie die Parodie einer Zärtlichkeit. Und doch war es eine echt gemeinte. Er hatte sie ehrgeizig gemacht; und sie verlangte, ihm zu Ehren, statt des Lateinischen das Griechische, weil es schwerer war. Ihr Verlangen war eine Liebeserklärung — die vorweggenommene Erklärung einer Liebe, zu der sie sich nötigen wollte.

Schwer genug fand sie’s ja, ihr altes Unratchen zu lieben. Griechisch war auch nicht schwerer. Sie strich immer, als wollte sie ihn sich recht zu eigen machen, mit den Fingern um den Umriß seiner hölzernen Maske, um die klappenden Kiefer, die eckigen Höhlen, aus deren Winkeln seine Augen hervorschielten, giftig nach allen andern, und nach ihr voll kindlicher Dienstfertigkeit. Das gab ihr Mitleid ein und leichte Zärtlichkeit. Seine Gebärden und seine Worte, die hilflose Komik der einen und die umständliche Geistigkeit der

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