Sie hob die Schultern.
„Was machst du denn für Augen? Du hast ja überhaupt Fieber. Unratchen, ich sag’ dir was, geh’ zu Bett und schwitz es aus. Ich schick dir Kamillentee. So ’ne blödsinnige Aufregung als wie du im Leib hast, die legt sich auf’n Magen, un denn prost Mahlzeit … Hörst du mich? … Ich glaub wahrhaftig, es gibt noch ’n Unglück.“
Unrat hörte nicht. Er sagte:
„Aber nicht du — nicht du sollst ihn fassen!“
Er sagte es mit einer Art fürchterlichen Flehens, das sie noch nicht kannte, das sie grausig kitzelte, sie erwartungsvoll ängstete, wie ein wildes Klopfen, bei Nacht an ihrer Tür.
XVII
Die Künstlerin Fröhlich dachte am folgenden Morgen lange nach, was sie in der Stadt zu besorgen haben könne, und als sie es gefunden hatte, ging sie. Sie schielte nach ihrem Spiegelbild in jedem Schaufenster; sie hatte für ihre Toilette zwei und eine halbe Stunde gebraucht. In ihrem Pulsschlag war ein bißchen Erwartungsfieber. Am Anfang der Siebenbergstraße, vor der Buchhandlung von Redlien blieb sie stehen — sie war noch nie vor der Buchhandlung stehen geblieben —, senkte den Kopf über die Auslage und spürte im Nacken einen angstvollen Kitzel, als sollte sogleich jemand hineingreifen. Da sprach es ihr in den Nacken: