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Flasche mit Braunbier neben die Lampe, erhob sich und sah nach dem Kunden.

„Nabend, Herr Professer.“ Er schluckte erst umständlich seinen Bissen hinunter. „Und womit kann ich dienen?“

„Ja,“ versetzte Unrat, rieb sich unsicher lächelnd die Hände und schluckte auch, mit leerer Kehle.

„Entschuldigen Sie man,“ setzte der Schuhmacher hinzu, „daß hier schon allens duster is. Hier machen wir um Klock sieben Feierabend. Der Rest des Abendes gehört dem Herrn. Wer da noch arbeiten tut, da is doch kein Segen auf.“

„Das mag ja denn einerseits — ganz richtig sein,“ stotterte Unrat.

Der Schuhmacher war einen Kopf höher. Er hatte knochige Schultern und unter seinem Schurzfell einen unvermittelten Spitzbauch. Ergrauende Löckchen, ein wenig ölig, machten den Bogen um sein langes, bleifarbenes Gesicht, dessen Wangen in einen keilförmigen Bart hineinhingen, und das langsam lächelte. Rindfleisch schob immerfort über dem Magen die Finger ineinander, löste sie und steckte sie wieder zusammen.

„Aber das ist es andererseits freilich nicht, weshalb ich komme,“ erklärte Unrat.

„Herr Professer, Nabend Herr Professer,“ sagte die Frau von der Schwelle her und knixte. „Was stehst du da in ’n Schummern mit Herrn Professer, Johannes, laß ihm doch rein. Herr Professer, wenn Sie es man nich übel nehmen, daß wir uns’ Mettwuß essen.“

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